Als ich eines Morgens vor zwei Wochen aufgewacht bin, hab ich festgestellt, dass ich letzte Woche zwei Tage in Folge frei haben würde. Also hab ich mal eben spontan entschieden, zwei Tage allein in Tallinn zu verbringen. Daher hab ich die Fähre und das fürs Feiern berühmte Hostel The Monks Bunk gebucht und die nächste Woche auf meinen Trip hingefiebert.

Am Mittwoch Nachmittag gings dann los: ein paar Coworker aus dem Dorf mussten sowieso an den Flughafen nach Helsinki und haben mich bis dahin mit dem Auto mitgenommen. Von da bin ich dann weiter mit dem Zug in die Innenstadt und dort einfach ein paar Stunden durch die Stadt geschlendert, weil meine Fähre erst abends um 19:30 Uhr ging. Zuerst stand ich noch am falschen Hafen, aber als ich dann endlich auf der Fähre war, hab ich mir die zwei Stunden Überfahrt mit Stricken um die Ohren geschlagen (ja, hier auf’m Land hab ich jetzt auch Stricken gelernt, ich Langweiler). In der Hauptstadt Estlands angekommen, hab ich mir zum Hostel dann aber einen Uber geholt, weil mir nach dem Tag dann doch die Füße wehtaten. Der Uber hat ziemlich groß geschaut, als er mich vor einem Sexshop abgesetzt hat. Dass daneben ein Hostel ist, hat er wohl nicht gewusst. Nachdem ich dann endlich mal mein Bett gefunden hab, hab ich mich dann auch dafür entschieden, die legendäre Pubcrawl doch noch mitzumachen. Oder eher gesagt: Chris, den ich auf dem Weg durch die Lobby kennengelernt hab, hat mich noch überredet. Also sind wir auf in die erste Bar, wo’s noch Free-Welcome-Shots gab. Von da gings weiter in die nächste und dann in den Club. Ach war das schön, endlich mal wieder feiern zu gehen. Wie wurde mir gestern so schön gesagt? Für Finnen ist Helsinki Zivilisation. Lahti ist eigentlich auch noch größtenteils Zivilisation, Orimattila (die nächste Stadt in meiner Nähe) schon eher garnicht, und Tapola ist einfach mitten im Nirgendwo. Also war es einfach Freiheit pur, nach fast drei Monaten endlich wieder feiern zu gehen.

Donnerstags bin ich dann nach nur ein paar Stunden Schlaf recht früh aufgestanden, um auf eigene Faust und ohne Plan die Stadt zu erkunden. Nachmittags hab ich mich dann mit Chris auf den ersten Glühwein in 2018 getroffen und wir haben uns noch ein paar Viewpoints angeschaut und abends haben wir dann sozusagen unsere eigene Pubcrawl eröffnet, nachdem die des Hostels ausgefallen ist, weil alle vom Vorabend noch zu fertig waren. Vielleicht sollte ich auch mal erklären, was eine Pubcrawl überhaupt ist, für die, die das nicht wissen: zumindest bei mir im Hostel hat man 12€ gezahlt und konnte dafür dann im Hostel eine Stunde freisaufen, danach ist man in zwei Bars, wo man jeweils Free-Welcome-Shots bekommen hat und danach hat man noch in einem Club freien Eintritt bekommen. Aber an diesem Abend die eigene Pubcrawl war eh viel besser. Und ich hab auch endlich mal Absinth probiert.

Am nächsten Tag hieß es dann auch wieder, die Heimreise anzutreten. Aber davor hatte ich noch einen ganzen Tag in Tallinn. Den hab ich damit verbracht, den leckersten Pancake meines Lebens zu Essen, meiner Mama einen ellenlangen Brief zu schreiben und mir dann den Leninpalast und Telliskivi, das Hipsterviertel der Stadt anzuschauen. Natürlich war ich, als der größte Weihnachtsmensch, der im ganzen Universum existiert und nicht existiert, auch auf dem Weihnachtsmarkt, der genau an diesem Tag in Tallinn eröffnet hat. Auch an diesem Freitag hatten meine Füße wieder gut und gerne 18 km auf dem Buckel und mein Rucksack wog locker 5 kg mehr, nachdem der Alkohol bekanntlich in Estland ja billiger ist. Was mir in den zwei Tagen aufgefallen ist: wenn immer ich in den Straßen der Hansestadt eine finnische Flagge gesehen hab, hat sich das für mich tatsächlich wie Heimat angefühlt. Verrückt, oder? Aber das war kurz zusammengefasst dann so meine spontane Reise in die Hauptstadt Estlands.

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